Plastik Frühling

DetailPlastik Frühling

 

Exponat des Monats 5 / 2018

Johann Rordorf, Direktor der Fachschule für Modellbau und Spielwaren in Oberleutensdorf, schuf eine Plastik aus gebranntem Ton. Die Plastik Frühling ist eine Büste eines Mädchens aus einer Reihe von Allegorien, die die vier Jahreszeiten darstellen und auf das Jahr 1880 datiert ist.

Maße: 360 x 470 x 255 mm
Material: gebrannter Ton, koloriert
Datierung: 1880
Autor: Rordorf Jean (Johann)
Zugangsnummer: 28/93
Detail der Signatur und Datierung.
Johann Rordorf (1844 – 1901)

RORDORF JOHANN (JEAN)

Direktor der Fachschule für Spielwaren in Sankt Katharinen, später in Oberleutensdorf (1874 - 1901). Er wurde am 19. Februar 1844 in Wien in einer Familie von Goldschmieden geboren, Heinrich Rordorf (1814 - 1867). Seine Fachausbildung erhielt er in Wien, wo er ab 14 Jahren die Bildhauerwerkstatt von Prof. Fernkorn, dem Direktor der kaiserlichen Gießerei, und dessen Nachfolger Prof. Tonniger besuchte, sein Studium schloss er an der Akademie der bildenden Künste ab.

Nach dem Studium blieb er in Wien und arbeitete mit bekannten Bildhauern an großen Aufträgen zusammen. In seiner eigenen Schöpfung bevorzugte er kleinere Plastiken und schuf auch Modelle für führende Wiener Goldschmiedewerkstätten.

Die Arbeiten des jungen Künstlers erregten das Interesse der Fachöffentlichkeit, und 1873 erhielt er eine Auszeichnung auf der Weltausstellung in Wien für die Plastik „Dornröschen“.

Im Jahr 1874 wurde die Fachschule für Spielwaren in Sankt Katharinen gegründet, und Johann Rordorf wurde mit der Leitung betraut. Nach fünf Jahren wurde die Schule nach Oberleutensdorf verlegt, wo auch ihr Direktor wechselte. Dank seiner pädagogischen Fähigkeiten erlangte die Schule einen guten Ruf in der Umgebung. Professoren und Schüler präsentierten die Schule auf vielen Ausstellungen in Österreich-Ungarn und im Ausland und erhielten zahlreiche Auszeichnungen. Die Schule wurde 1882 verstaatlicht.

Trotz der anspruchsvollen Arbeit vergaß Johann Rordorf nicht seine eigene künstlerische Tätigkeit. Sein Spektrum war breit. Von der Mitarbeit an monumentalen Plastiken in seiner Heimatstadt Wien über offizielle Aufträge für die Stadt und private Interessenten, funerale Plastik, kunsthandwerkliche Arbeiten bis hin zur freien Schöpfung. In dieser widmete er sich hauptsächlich kleineren Plastiken mit genretypischen Themen und Allegorien. In diesen Werken zeigte sich sein erstaunliches Gespür für Details und präzise Modellierung.

Johann Rordorf war Mitglied des Vorstandes zur Verwaltung des Leutensdorfer Museums, das 1898 gegründet wurde. Er war verheiratet und hatte zwei Töchter, Anna und Paula. Paulas frühzeitiger Tod traf ihn tief. Obwohl er heute fast vergessen ist, gehörte er zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Region Leutensdorf und sein Werk erlangte Anerkennung nicht nur im Heimatland, sondern auch in Europa.

Er starb am 7. März 1901 an Lungenentzündung und wurde in der Familiengruft in Oberleutensdorf beigesetzt.