Buch der Meisterprüfungen der Zunft der Schneider von Most

Exponat des Monats 6 / 2019

BUCH DER SCHNEIDER-SCHNITTE

BUCH DER MEISTERPRÜFUNGEN DER ZUNFT DER SCHNEIDER VON MOST

Das auf Deutsch verfasste Buch der Meisterprüfungen der Zunft der Schneider von Most, mit Aufzeichnungen aus den Jahren 1568-1828, enthält unter anderem Schnitte mit Beschreibungen, eine Liste der Produkte mit Angaben zur benötigten Stoffmenge aus dem Jahr 1677 sowie eine chronologische Liste der Meister aus den Jahren 1568-1828. Der Text ist, abgesehen von einigen späteren kleinen Anmerkungen, von einem Schreiber verfasst.

Die unnummerierten Seiten sind geheftet und in Pergamentdeckel eingebunden.

Es handelt sich um eine wertvolle Quelle zur Kenntnis der Bekleidungs-geschichte in Böhmen im Zeitraum des 16. bis 18. Jahrhunderts und der Tätigkeit der Zunft der Schneider von Most. Gleichzeitig ist es ein Beleg für die zeitgenössische Kleidung am Entstehungsort des Manuskripts, also in der königlichen Stadt Most.

Die Entstehung der Bücher über Schneider-schnitte lässt sich an den Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert datieren, als das Schneiderhandwerk einen Aufschwung erlebte. Typische Schneiderbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert stehen im Zusammenhang mit dem Bestreben der Zünfte, Ordnung in die vielfältigen Schneiderarbeiten zu bringen, deren Schnitte zu standardisieren und den Materialverbrauch zu normieren. Diese Bücher wurden meist auf Kosten der Zunft angefertigt.

Die Zunft der Schneider gehörte in Most zu den bedeutendsten und einflussreichsten. In der Dekanatskirche hatte sie ihre Kapelle, die der hl. Anna, der Patronin der Zunft, geweiht war. Die Zunftartikel und -ordnungen legten bereits seit Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts die einzelnen Meisterstücke fest, die der Geselle vorlegen musste, um die Meisterprüfung zu bestehen. In Most war dies die Anfertigung von 24 zeitgenössischen Kleidungsstücken, beispielsweise für Bürger, Klerus, Hochzeitskleider für die Braut, Militärzelte, Pferdedecken usw.