Brandgrab aus der römischen Zeit – Mariánské Radčice
› Detail › Brandgrab aus der römischen Zeit – Mariánské RadčiceIm Jahr 1982 entdeckte J. Sýkorová, Mitarbeiterin des Bezirksmuseums in Most, in der Nähe von Mariánské Radčice gestörte Brandgräber. Die folgende Untersuchung unter der Leitung von T. Velímský wurde von der damaligen mostecká Exposition des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechoslowakischen Republik durchgeführt. Insgesamt wurden auf einer Fläche von 40 x 50 Metern 16 Brandgräber freigelegt. Die Gräber waren vermutlich bereits zuvor durch tiefe Pflugbearbeitung, aber vor allem durch das Abtragen der obersten Erdschicht gestört worden. Aus diesem Grund wurden die meisten Urnen zerstört, und es blieben nur die Teile der Gräber erhalten, die in das Untergrund eindrangen. Alle Gräber hatten eine Urne (keramisches Gefäß zur Aufbewahrung der verbrannten Überreste des Verstorbenen), es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass unter den gegebenen Geländeverhältnissen auch Bestattungen ohne Urne entdeckt wurden. Aufgrund der Analyse der Funde (Keramik, Waffen, Schnallen…) kann das Grabfeld in die jüngere Phase der älteren römischen Zeit datiert werden, also ins 2. Jahrhundert nach Christus. In zwei Gräbern wurden auch Importe aus dem römischen Reich gefunden – ein Fragment eines bronzenen Gefäßes im Grab Nr. 1 und Glas- sowie Perlen im Grab Nr. 10.
Grab Nr. 10
In der runden Grube lagen Scherben eines keramischen Gefäßes, verbrannte Knochen, Bruchstücke von Eisen- und Knochengegenständen sowie Perlen. Es gelang nur, den Boden der Urne zu rekonstruieren. Zur Grabbeigabe gehören ein Fragment einer nicht näher bestimmten Eisenschnalle, ein zerbrochener eiserner Messer und mehrere weitere unbestimmbare Eisenstücke. Auch der Rest eines knöchernen Kammes hat sich erhalten, leider kann der genaue Typ nicht bestimmt werden, sowie ein Fragment des Kopfes einer knöchernen Nadel. Am auffälligsten sind auf den ersten Blick die Stücke von Glasperlen. Die am besten erhaltenen Stücke, senkrecht gerippt in türkisblau, die sogenannten melonenförmigen, sind jedoch nicht aus Glas, sondern aus Fayence. Sowohl Glas- als auch Fayenceperlen gelangten aus dem römischen Reich in die barbarische Umgebung, im Falle der Fayence denken wir an eine Herstellung in Ägypten.
Aufgrund der Grabbeigaben kann angenommen werden, dass es sich um das Grab einer Frau handelt. In unserem Umfeld tritt eine größere Anzahl von Perlen nur in Frauengräbern auf, während der Kamm sowohl in Frauen- als auch in Männergräbern vorkommen kann. Die Ergebnisse der anthropologischen Analyse der Skelettreste aus diesem Grabfeld sind nicht bekannt.
Literatur:
Koutecký, D. 1995: Grabfeld aus der römischen Zeit in Mariánské Radčice, Bez. Most. In: J. Blažek – P. Meduna (Hrsg.): Archäologische Forschungen in Nordwestböhmen von 1983–1992. Most, 179–186.
Kacl, P. 2014: Funde von Fayencegegenständen aus der römischen Zeit in Böhmen, Praehistorica XXXII/2, 125–142.
Text und Foto:
Mgr. et Mgr. Petr Vágner
Archäologe