Album der Notgeldscheine

DetailAlbum der Notgeldscheine

 

Exponat des Monats 11 / 2021

Das zeitgenössische Album der sogenannten Notgeldscheine eines privaten Sammlers enthält Scheine aus verschiedenen Regionen Deutschlands und teilweise auch Österreichs. Die Scheine stammen überwiegend aus den Jahren 1918 - 1921.

Deutschland - Notgeldscheine 1914 - 1923

Infolge des Bedarfs zur Finanzierung hoher Kriegsausgaben ergriff die deutsche Regierung zu Beginn des Krieges zusammen mit der Reichsbank eine Reihe von Maßnahmen, die helfen sollten, diese zu decken. Eine dieser Maßnahmen war die Aufhebung der Umtauschbarkeit der Scheine gegen Gold, was zusätzlich zur spekulativen Horten von Münzen (Ausnahme aus dem Geldumlauf) beitrug. Gold- und Silbermünzen wurden aus dem Umlauf genommen und überwiegend durch Papiergeld und Münzen aus verschiedenen Metallen ersetzt. 

Das Horten von Münzen führte zu einem Mangel an Zahlungsmitteln mit niedrigeren Nennwerten. Der Mangel an Münzen war so groß, dass es zu Zerreißen bzw. Schneiden von Papiergeld kam, und oft wurde auch auf Naturaltausch umgestiegen. Als Folge der Situation kamen in den Jahren 1914 und 1915 in großem Umfang Notgeldscheine in Umlauf. Notgeldscheine wurden von Sparkassen, Gemeinden und Produktionsbetrieben ausgegeben. Neben Papier wurden Notgeldscheine auch auf Leder, Leinen, Seide oder Jute gedruckt. Ein Teil der Scheine wurde nur einseitig bedruckt.

Die Tatsache, dass die Scheine nur in dem Gebiet, in dem sie ausgegeben wurden, volle Kaufkraft hatten, wurde für Spekulationen ausgenutzt. Opfer dieser Spekulationen wurden z.B. Menschen, die nur durch die betreffende Region oder Stadt reisten. Bei der Bezahlung mit gültigen Scheinen, die von der Reichsbank ausgegeben wurden, erhielten sie lokale Notgeldscheine zurück. Opfer dieser Praktiken wurden in großem Umfang demobilisierte Soldaten, die mit militärischen Transporten in ihre Heimat zurückkehrten.

In der Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als es zu einer schrittweisen Beschleunigung der Inflation kam, begann eine immer größere Menge verschiedener Arten von Zahlungsmitteln in Umlauf zu kommen. Auf dem Höhepunkt der Hyperinflation (Herbst 1923) waren fast zweitausend verschiedene Arten von Notgeldscheinen im Umlauf. Ein Teil dieser Zahlungsmittel wurde von autorisierten Herausgebern ausgegeben, aber die Mehrheit wurde illegal herausgegeben. Im Herbst 1923 betrug der Nennwert der nicht autorisierten Scheine 400 - 500 Billionen Mark (400 000 000 000 000 000 000).

Notgeldscheine wurden nach ihrer Einführung in Umlauf bei Sammlern begehrt. Städte und sogar Dörfer erhielten zusätzliches Einkommen aus der Ausgabe von Scheinen, die zu einem höheren als dem festgelegten Nennwert an Sammler verkauft wurden. 

Die Scheine sind aufgrund ihrer Motive eine interessante Quelle für das Studium der damaligen kulturellen, politischen und sozialen Situation. Oft enthalten die Scheine Kommentare oder Motive, die sich auf die Inflation oder nationalistische Themen beziehen. Sie weisen auch häufig auf die lokale Geschichte, Märchen und Legenden hin.

Während es anfangs bei den Notgeldscheinen um Scheine mit niedrigen Nennwerten ging, kamen später, insbesondere im Jahr 1923, Scheine mit Nennwerten im Bereich von Millionen bis Billionen Mark in Umlauf.

Der Notgeldschein mit dem höchsten Nennwert, der in Umlauf gebracht wurde, wurde am 10. November 1923 von der Stadt Düsseldorf ausgegeben. Sein Nennwert betrug 100 Billionen Mark (100 000 000 000 000). 

Text: Ing. et Bc. Ludvík Lejsek